Relativierung des negativen ökologischen Narrativs
In den letzten Jahren haben einseitig geführte öffentliche Debatten über die ökologischen Auswirkungen des Tourismus, insbesondere hinsichtlich Energieverbrauch und Wasserressourcen, dazu geführt, dass aktive Skifahrer aus dem Sport aussteigen, nicht wenige der verbliebenen Gäste mit einem schlechten Gewissen auf den Pisten unterwegs sind und potenzielle Einsteiger in den Sport nicht gewonnen werden können. Dieses Ski-Shaming hat das Potenzial, für die Branche bedrohlicher zu werden als der demografische Wandel und die Klimaerwärmung. Bereits heute führt auch dieser mediale Abgesang auf das Skifahren zu einer Zurückhaltung bei Investitionen bei kleineren und mittleren Skigebieten, die für Einsteiger eine hohe Bedeutung haben.
Eine genauere Betrachtung zeigt jedoch, dass Wintersporttourismus ökologisch gesehen äußerst gut dasteht – wenn man die richtigen Maßstäbe zur Bewertung des ökologischen Impacts anlegt. So verursacht der Wintersporttourismus in Österreich lediglich 0,9 % des nationalen Energieverbrauchs, trägt aber 4,1% zum gesamten Bruttoinlandsprodukt in Österreich bei – das 4,5-fache des anteiligen Energiebedarfs. Skigebiete setzen die Ressource Energie also besonders effizient ein. Zudem schaffen sie damit Jobs in Regionen, die ansonsten weit hinter die großen Städte zurückfallen würden. Zudem stammen in Österreichs Skigebieten 90 % des Stroms aus regenerativen Quellen, was dafür sorgt, dass die positiven Effekte auch mit einem vergleichsweise geringen CO2-Fußabdruck verbunden sind. Eine Ende November präsentierte Studie zu den Skigebieten in Allgäu und Kleinwalsertal zeigte auf, dass diese pro erzieltem Euro Wertschöpfung nur 0,06 kg CO2-Äquivalente emittieren während die deutsche Wirtschaft insgesamt 0,22 kg CO2 pro Euro ausstößt – mehr als das Dreifache! Die Seilbahnunternehmen sind also in punkto Klimaschutz vorbildlich unterwegs. Im Allgäu emittieren sie 0,97 kg CO2-Äquivalente pro Gast. Der spart übrigens genau diese Menge ein, wenn er mittags in der Hütte statt Wiener Schnitzel mit Pommes und Bier einen Teller Spaghetti mit Paprikarahmsauce und Apfelsaft ordert.
Trocknet der Wasserverbrauch der Skigebiete die Alpen aus?
Der oft kritisierte Wasserverbrauch in Skigebieten relativiert sich bei genauerer Betrachtung ebenso. Im gesamten Alpenraum werden jährlich 125 Millionen Kubikmeter Wasser für die Schneeproduktion eingesetzt. Klingt viel, aber ist es das wirklich ? Mit den 42 Mio. m³, die in Österreich verschneit werden, erzielen die Skigebiete allein Kassenumsätze mit Lifttickets in Höhe von 1,5 Mrd. Euro. Das bedeutet gut 35 Euro pro Kubikmeter. In der Bierproduktion wird nur ein Zehntel dieses Umsatzes pro eingesetztem Liter Wasser erreicht.
Dazu kommt: das in der Bierherstellung und den meisten anderen Branchen eingesetzte Wasser ist hinterher Abwasser, das für’s Schnee machen verwendete Wasser fließt zur Schneeschmelze in Trinkwasserqualität zurück in den örtlichen Wasserkreislauf – nur maximal 20-30% gehen durch Verdunstung verloren. Die bereits zitierte Studie zu den Allgäuer Seilbahnunternehmen ermittelte, dass deren Abwasserlast bei 0,9 Litern pro Euro Wertschöpfung liegt. Die deutsche Gesamtwirtschaft produziert fast die dreifache Abwassermenge: 2,6 Liter pro Wertschöpfungseuro.
Und die absolute Menge? Auf die rund 200.000 Quadratkilometer messende Fläche der Alpen fallen pro Jahr mindestens rund 300 Milliarden Kubikmeter Niederschlag. Für die Beschneiung werden davon 0,04 Prozent aufgewendet. Rechnet man nur die Menge, die dem örtlichen Wasserkreislauf tatsächlich durch Verdunstung und Drift verloren geht, sind es 0,01 Prozent. Schwer zu glauben, dass deswegen die Alpen auszutrocknen drohen.
„Wintersport ist weit mehr als ein Freizeitvergnügen – er ist ein essenzieller Motor für die Wirtschaft der Alpenregion, verbindet Nachhaltigkeit mit Innovation und sichert Arbeitsplätze in strukturschwachen Gebieten.“
– Christoph Schrahe
Gesellschaftliche Bedeutung des Wintersports
Neben den ökologischen Aspekten hat der Wintersport eine erhebliche gesellschaftliche Bedeutung. Moderne Seilbahnen ermöglichen es Menschen jeden Alters, die Berge zu erleben, sich insbesondere in der dunklen Jahreszeit an der frischen Luft zu bewegen und von den positiven Effekten des Sonnenlichts zu profitieren. Diese Aktivitäten tragen zur Reduzierung von Gesundheitskosten bei, indem sie Erkrankungen wie Adipositas, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen und Arthrose vorbeugen.
Fazit
Die alpinen Skigebiete im Alpenraum sind nachhaltig unterwegs, denn sie generieren ihren hohen positiven ökonomischen und sozialen Impact mit einem geringeren Ressourceneinsatz als die Gesamtwirtschaft. Den Herausforderungen des Klimawandels begegnen sie mit umweltfreundlicher Technologie in verantwortungsvoller Weise. Hier gibt es weniger ein Defizit im Tun als im selbstbewussten und offensiven Vermitteln dessen, was man im Hinblick auf Nachhaltigkeit bereits leistet. In Nordamerika hat sich die Wintersportbranche in der Öffentlichkeit glaubwürdig als Vorreiter beim Klimaschutz positioniert. Für den Fortbestand der alpinen Skigebiete wäre es äußerst hilfreich, wenn eine Verschiebung des Images vom Alpenzerstörer zum Vorbild in punkto Sustainability gelänge. Hier muss die Branche länderübergreifend an einem Strang ziehen. Erste Initiativen dazu gibt es. Es wird spannend zu sehen sein, ob es gelingt, den von Polemik und Fake News geprägten öffentlichen Diskurs hin zu mehr Sachlichkeit und echten Fakten zu lenken. An Munition mangelt es nicht.